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Wohnen

Wohnen in Ihren eigenen vier Wänden. Sie wohnen bei Ihren Eltern und möchten unabhängig werden, Sie sind obdachlos und möchten Ihr Leben wieder in den Griff bekommen, Sie haben Ihre Wohnung durch einen längeren Klinikaufenthalt verloren, oder kommen in Ihrer Wohnung nicht mehr zu recht?

Wir suchen mit Ihnen eine eigene Wohnung bzw. eine geeignete Wohnform.
Profitieren Sie von unserem Wissen. Wir begleiten Sie zu den Ämtern z.b. bei Beantragung eines Wohnberechtigungscheins oder von Wohngeld. Wir helfen Ihnen Ihre Ansprüche durchzusetzen und beraten Sie dabei. Darüber hinaus helfen wir Ihnen bei der selbstständigen Haushaltsführung. Wir erstellen mit Ihnen einen Haushaltsplan unterstützen Sie bei der Haushaltsführung oder bei der Beantragung einer Reinigungskraft bei der Stadt. Wir begleiten Sie bei Ihren Einkäufen und helfen Ihnen bei der Führung eines Haushaltsbuches.

Arbeit

Ob Sie durch eine längere Erkrankung davor stehen Ihren Arbeitsplatz zu verlieren, bereits Krankengeld beziehen, Arbeitslosengeld II erhalten, Erwerbsunfähigkeitsrente oder Sozialhilfe beziehen, wir helfen Ihnen eine geeignete Lösung zu finden, beraten sie, vermitteln an das Integrationsamt, suchen ein geeignetes Beschäftigungsangebot, oder helfen bei der Suche nach einer passenden Arbeitsstelle.

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Soziale Beziehungen

Sie vereinsamen zu Hause, haben durch ihre psychische Erkrankung oder durch ihre Suchterkrankung die Beziehung zu ihrer Familie und zu Freunden verloren. Wir helfen Ihnen dabei Ihre Beziehung zu Ihrer Familie und zu Ihren Freunden wieder aufzubauen. Wir begleiten und unterstützen Sie in (Vermittlungs-)Gesprächen, geben Ihnen Halt und Selbstvertrauen. Wir helfen Ihnen neue soziale Kontakte zu knüpfen und sich mit Betroffenen und Gleichgesinnten auszutauschen.

Gesundheit

Wir nehmen Ihre Wünschen wahr und Ihre Ängste ernst. Besonders in Hinblick auf die Einnahme  von Psychopharmaka mit ihren Nebenwirkungen haben viele Menschen Angst. Die Angst an Gewicht zu zu nehmen, Gedächtnisverlust zu erleiden, Konzentrationsprobleme zu bekommen, impotent zu werden. Wir bevormunden sie nicht, sondern finden mit Ihnen und Ihrem Arzt einen gemeinsamen Lösungsweg, damit es Ihnen wieder besser geht und Sie ihre Lebensfreude zurück bekommen.

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Freizeit

Eine sinnvolle Freizeitgestaltung ist ein weiterer Baustein um aus Ihrer Lebenskrise heraus zu kommen und um Ihre Lebensfreude zurück zu erlangen. Besonders am Anfang ist es schwierig sich aus dem Loch selbst herauszuziehen, Ängste zu überwinden und alte Gewohnheiten abzuwerfen. Hier hilft Ihnen eine professionelle Unterstützung durch Bewo Lebensfreude.

Wir informieren Sie über kostenlose Freizeitangebote und bei der Beantragung von Fördergelder, wie z.B. Tagesgestaltende Maßnahmen, die vom LVR für spezielle Kurse erstattet werden.

Hilfe für Migranten

Wegen der hohen Nachfrage von Menschen mit Migrationshintergrund, haben wir unser leverkusener Team multilingual aufgestellt. Unsere Mitarbeiter sprechen:

  • Türkisch (Muttersprachler)
  • Polnisch (Muttersprachler)
  • Tschechisch (B2)
  • Russisch (Muttersprachler)
  • Spanisch (Muttersprachler)
  • Katalanisch
  • Englisch
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Krisenintervention

Unterschieden wird die Krisenintervention von der Notfallintervention. Bei der Notfallintervention besteht ein Notfall. Unter einem Notfall werden akute Selbst- (Suizidgedanken) oder Fremdgefährdung sowie akutes wahnhaftes (paranoides) Erleben, also ein Realitätsverlust, gezählt. Hierbei vermittelt der Bezugsbetreuer an einen (Not-)Arzt, an das SPZ und bei Gefahr in Verzug an das Ordnungsamt, bzw. an die Polizei oder den Rettungswagen. Bei der Krisenintervention liegt kein Notfall, sondern eine Krise vor. Hier steht also keine unmittelbare Gefahr bzw. unterlassene Hilfeleistung im Vordergrund. Die Krisenintervention richtet sich individuell an der entsprechenden Erkrankung, an der Person, an der Art der Krise, an dem Stand der Krise, dem vorher individuell vereinbarten Krisenprophylaxepapier und der mit dem Kunden getroffenen (Behandlungs-)vereinbarung, also nach den Wünschen des Kunden aus. Der Kunde partizipiert (nimmt teilt, bestimmt selbst) an seiner Betreuung. Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Krisenintervention, ist ein ausreichender Realitätsbezug des in der Krise befindlichen Kunden, so dass eine gewisse Absprachefähigkeit und eine ausreichende Selbstwahrnehmung des Klienten vorliegen. Aufgrund der Vielzahl anzutreffender Krisen, richten sich die unterschiedlichsten Vorgehensweisen von BeWo Lebensfreude immer an der speziellen Krise aus.

Krisenintervention bei Psychose

Eine Krisenintervention bei einer Psychose erfolgt innerhalb der Vorläuferphase (Frühphase, Prodromalphase), sofern die Symptome: Wahn, Ich – Störung, Affektstörung und Halluzinationen noch nicht so weit ausgeprägt sind und uns vom Betreuten Wohnen ausreichend Raum lassen, mit Ihnen etwas zu bewirken.

 

Sowohl in der Frühphase als auch in der Abklingphase (Residualphase) arbeitet der BeWo-Betreuer mit Ihnen ein Krisenprophylaxepapier aus. Hier sind die Vorläufersymptome älterer Krisen und Notfälle und die mit Ihnen vereinbarten Absprachen aufgeführt. Durch eine wertschätzende Reflexion, die der Betreuer Ihnen mitteilt, erhalten Sie die Gelegenheit, eine fremde Wahrnehmung anzunehmen und dadurch andere Perspektiven zu entwickeln.

 

Ein Kriseninterventionsgespräch durch BeWo Lebensfreude erfolgt immer im Rahmen einer therapeutischen Grundhaltung. Wir spiegeln dem Betroffenen sein Verhalten wider und machen auf mögliche Ambivalenzen und Übertragungen aufmerksam, ohne über Ihren Kopf  hinweg zu entscheiden. Das Gespräch erfolgt wertschätzend nach den Grundsätzen der Achtsamkeit und Partizipation. Wir finden gemeinsam mit Ihnen eine Lösung. Wir halten nichts davon, Ihnen etwas vorzuschreiben und Vorschriften zu machen, da wir aus eigener Erfahrung wissen, dass man Angebote gerne annimmt.

Krisenintervention bei Depression

Wir klären Sie über Ihre Depression auf und erklären Ihnen, wie diese behandelt und therapiert wird. Dabei ist es uns wichtig, Ihnen zu vermitteln, dass dies kein Zustand ist, der ertragen werden muss und Depressionen sich relativ gut behandeln lassen. In einer Krise ist anfänglich immer eine medikamentöse Therapie anzuraten. Ergänzend dazu empfehlen wir Ihnen Psychotherapie, Selbsthilfegruppen, Sport, Licht- und Gestaltungstherapie.

 

Eine weitere Aufgabe von uns ist, Ihnen Ihre Schuldgefühle zu nehmen. Ihre Depression ist eine Erkrankung und darf nicht mit Stimmungsschwankungen verwechselt werden. Wenn Sie an Depressionen leiden, können Sie sich nicht einfach zusammenreißen und dann wird es schon wieder gehen. Sie sollen sich nicht mehr selbst die Schuld beispielsweise für ihre Antriebslosigkeit und fehlendes Funktionieren im Alltag geben.

 

Bei einer Krise innerhalb einer Depression sind wir verpflichtet abzuklären, ob bei Ihnen eine Suizidgefahr besteht und ob ein Suizid konkret vorbereitet wurde (Tabletten sammeln etc.). Um bei einer Neuaufnahme (neuer Kunde) oder in einer Vertretungssituation die bestehende Gefährdung einschätzen zu können, schauen wir uns Ihren Krankheits- bzw. Dokumentationsverlauf an und setzen diesen in den Kontext zur akuten Situation.

 

Ähnlich einer fachärztlichen Untersuchung oder Klinikaufnahme lassen wir uns Ihre Bereitschaft keinen Suizid zu begehen schriftlich bestätigen. Durch die mit Ihnen getroffene („Behandlungs-“)Vereinbarung nehmen wir Sie in die Verantwortung. Wir möchten Sie dahingehend sensibilisieren und stärken, dass Sie eine Verpflichtung gegenüber sich selbst und ihr soziales Umfeld (also auch uns gegenüber) tragen. Können Sie uns dies nicht zusichern bzw. wenn Zweifel bestehen, müssen wir einen Facharzt hinzuziehen, da das Gefährdungspotential eines Suizides nicht unterschätzt werden darf. Die Erfahrung zeigt, wie dankbar Betroffene nach einer erfolgreichen Bewältigung ihrer Krisen mit Suizidgedanken ihrem Arzt und ihren Betreuern sind.

 

Im weiteren Verlauf des Ambulant Betreuten Wohnens nach Ihrer Krise klären wir mit Ihnen, ob und wie eine Gefährdung langfristig eingedämmt werden kann. Außerdem möchten wir mit Ihnen etwaige Auslöser einer Krise herausfinden.  Nur so können wir gemeinsam mit Ihnen Strategien entwickeln, damit Sie in Zukunft mit Krisen besser umgehen. Des Weiteren sollten Ihre Angehörigen über die Gefährdung bei einer Krise während einer Depression aufgeklärt werden.

 

Ziel bei der Begleitung von Depressionen innerhalb des Betreuten Wohnens sind Aufklärung und Kompetenzerhöhung beim Betroffenen und damit eine partnerschaftlich und von beiden Seiten verantwortlich getroffene Entscheidungsfindung zu bewirken.

 

Die Aufklärung bewirkt:

 

  1. Sie von Ihrer Vorstellung zu entlasten, selbst für Ihre Symptome verantwortlich zu sein und diese auf ein persönliches Versagen zurückzuführen.
  2. Durch die Information über Behandlungserfolge schöpfen Sie wieder Hoffnung wodurch sich Ihre Motivation zur Aufnahme einer Behandlung erhöht. Somit gibt es wieder eine Zukunftsperspektive für Sie und das akute Suizidrisiko verringert sich.

 

Wir ermächtigen Sie, selbst Entscheidungen auf der Grundlage der erhaltenden Informationen zu treffen. Dadurch stärken wir Ihr selbstverantwortliches Gesundheitshandeln.

Krisenintervention bei Borderline – Persönlichkeitsstörung

Bei Borderline–Störungen bestehen brüchige Ich–Grenzen, die meist durch frühere traumatische Erlebnisse und massive Grenzüberschreitungen häufig auch von Bezugspersonen verursacht wurden. Auf der einen Seite besteht die Sehnsucht nach Nähe, auf der anderen Seite sind durch die traumatischen Erlebnisse Ängste verbunden, die es den Betroffenen fast unmöglich machen, Vertrauen aufzubauen. Dadurch stehen die Betroffenen unter extremer Spannung und innerer Unruhe und empfinden einen starken inneren Druck.

 

Wir helfen Ihnen dabei, Ihren inneren Druck abzubauen, indem wir Ihnen aktiv Zuhören und Ihre Gedanken strukturieren.  Wir helfen Ihnen für sich selbst Grenzen zu finden und zu akzeptieren und schaffen für Sie dadurch eine hilfreiche Orientierung. Ihnen Ihre eigenen Grenzen aufzeigen, hat dabei den positiven Effekt, einer Verstärkung der Symptome entgegenzuwirken und Sie vor Überforderung zu schützen.

 

Dabei bedarf es eines expliziten professionellen Aushandlungsprozesses, wo genau der Fokus der Hilfe liegen soll. Im Kriseninterventionsgespräch geben wir Ihnen eine ehrliche Rückmeldung auf Augenhöhe. Außerdem unterbreiten wir Ihnen Kontaktangebote und sprechen Ihre weiteren Sorgen an. Die Gefährdung, die mit einer möglichen Suizidankündigung verbunden sein kann, darf nicht übersehen bzw. bagatellisiert werden.

 

Schließlich arbeiten wir mit Ihnen die inhaltlichen Ebenen einer belastenden und zur Krise führenden Situation auf. Durch Empathie und Achtsamkeit versetzen wir uns in Ihre Situation bzw. in Ihre Sichtweise, schildern hingegen auch unsere Wahrnehmung und erfragen, ob sie sich auch andere Interpretationsmöglichkeiten der erlebten belastenden Situation vorstellen und sich darauf einlassen können. Dabei holen wir gemeinsam mit Ihnen den belastenden Konflikt auf die Beziehungsebene, um diesen mit Ihnen direkt zu bearbeiten.

 

Zum Schluss klären wir gemeinsam, ob die Gespräche zu einer Verringerung der Spannungen geführt haben. „Wie fühlen Sie sich jetzt mit der neuen Sichtweise? Wie geht es Ihnen damit? Können Sie sich vorstellen, dies in Ihrem Alltag bei neu erlebten Situationen, die sie belasten könnten, anzuwenden?“

 

Außerdem bringen wir Ihnen spezielle Techniken bei. Wir zeigen Ihnen, wie man ein „Wutbuch“ (Methode aus der Verhaltenstherapie) schreibt und wofür dieses gut ist. Atemtherapietechniken, autogenes Training, Meditation, Progressive Muskelrelaxation und weitere Methoden werden Ihnen ebenfalls vermittelt.

 

Zusätzlich erklären wir Ihnen, was ein sogenannter Notfallkoffer ist und wie Sie diesen anwenden. Die Regulierung über den Notfallkoffer erfolgt wahlweise über auditive, taktile, olfaktorische, sensorische oder gustatorische Fremdreize, die von Ihrem inneren Druck ablenken und diesen überlagern. Auch dadurch werden Ihre inneren Spannungen und ein selbstverletzendes Verhalten abgebaut.

Krisenintervention bei Abhängigkeitserkrankungen

Bei einer reinen Abhängigkeitserkrankung besteht für Sie eine gute Prognose, nach einer Entgiftung und anschließenden Entwöhnungstherapie ein abstinentes Leben zu führen. Handelt es sich um eine Abhängigkeitserkrankung mit einer zusätzlich weiteren psychischen Erkrankung und einer genetischen familiären Veranlagung, fällt die Prognose schlechter aus.

 

Wenn Sie suchtkrank sind, werden Alkohol bzw. Drogen von Ihnen als eine Art Ersatzmedikament missbraucht. Hierbei handelt es sich um einen „defensiven“ Selbstbehandlungsversuch, da sich die Probleme von Sucht und psychischer Erkrankung in weiterer Folge gegenseitig verstärken. Das bedeutet, Sie versuchen, Ihre Probleme und Symptome ihrer psychischen Erkrankung wegzutrinken, was zur Folge hat, dass sich beides dadurch weiter verschlechtert.

 

Hier wird Ihnen alles abverlangt um ein abstinentes Leben aufrechtzuerhalten und sich bezüglich Ihrer psychischen Erkrankung professionell behandeln zu lassen. Ihr Ziel, erfolgreich ein dauerhaft abstinentes Verhalten zu erreichen, erfordert in einem solchen Fall, um so mehr Ihre Einsichtsfähigkeit, Kraft, Durchhaltevermögen und Bereitschaft, wirklich etwas in Ihrem Leben ändern zu wollen.

 

Liegt bei Ihnen ein Suchtmissbrauch vor, gilt es eine Chronifizierung, also eine Abhängigkeit bzw. Sucht zu verhindern, indem wir Ihnen Ihre dysfunktionalen Copingstrategien (schädliche Bewältigungsmethoden, die Sie von Ihrer eigentlichen Problembewältigung ablenken) bewusst machen und die sie dann zukünftig verhindern können. Dabei konfrontieren wir Sie mit ihrem schädlichen Verhalten und bagatellisieren es nicht. Auch hier nehmen wir eine wertschätzende, beurteilungsfreie und akzeptierende Grundhaltung ein.

 

 

Durch die oben beschriebenen unterschiedlichen (Krankheits-)Voraussetzungen ergeben sich für unsere Unterstützung unterschiedliche Interventionsschwerpunkte.

 

 

  1. Wenn Sie abhängig sind und in eine Krise geraten, versuchen wir mit Ihnen gemeinsam das Risiko einer Verschlechterung der Symptomatik oder wenn Sie bereits entsprechend abstinent sind, einen Rückfall zu vermeiden. Paradoxerweise ist in einer derartigen Krise bei einem aktuellen Konsum abstinentes Verhalten nicht das vordringliche Ziel. In der Krise wird das Suchtverhalten professionell eher als ein zusätzliches Problem gesehen, das häufig erst nach der Bewältigung Ihrer Krise in einer anschließenden Entgiftung und einer längerfristigen Entwöhnungstherapie bearbeitet werden kann. Von einem kalten Entzug, der zu Hause stattfinden soll, ist abzuraten, da gerade bei chronisch und schwer abhängigkeitserkrankten Menschen ohne medizinische Begleitung ein Delir oder andere lebensbedrohliche Folgen (Epilepsie, Hypertonie etc.) auftreten können. Andererseits bringt Ihnen eine Krisenintervention nur etwas, wenn sie noch ansprechbar und für uns erreichbar sind, also wenn Sie Ihren Pegel (Ihre Dosis) brauchen, um zu funktionieren und bei Ihnen keine beträchtliche Intoxikation vorliegt. Bei einer beträchtlichen Intoxikation und einem präsuizidalen Zustand mit fehlender Absprachefähigkeit und Zusammenarbeit ziehen wir einen Arzt zu Rate. Bei dem Krisengespräch mit dem absprachefähigen „Pegeltrinker“, der sich in einer akuten Krise befindet, sollte es sich allerdings um eine seltene Interventionsform handeln, um nicht durch Co-Abhängigkeit Ihre Abhängigkeit zu verschlechtern. Hier reduzieren wir zuerst Ihren Druck, den die akute Krise bei Ihnen ausgelöst hat. Außerdem treffen wir mit Ihnen die Absprache, dass kein komatöser Substanzmissbrauch nach unserem Betreuungstermin erfolgt. Des Weiteren sollten Sie bereit sein, sich unter Aufsicht (Angehörige, Krisenstation) zu begeben. Danach steht die Entgiftung im Vordergrund. Sollte weder eine Erreichbarkeit noch eine ausreichende Zusammenarbeit über einen längeren Zeitraum gegeben sein, muss auch über den Sinn einer weiteren Betreuung nachgedacht werden.

 

  1. Bei einer Krisenintervention eines trockenen bzw. cleanen Klienten, hat der Betroffene rechtzeitig unsere Hilfe aufgesucht. In dieser Situation gilt es, den Hintergrund Ihrer Krise und die Stärke Ihres Suchtdrucks zu beurteilen. Anhand einer Skalenabfragung ermitteln wir, was genau Ihre Belastung ausmacht, wie schwer Ihre Belastung ist, welche Strategien wir anwenden können, also was Ihnen hilft, wie hoch Ihr Suchtdruck ist, ob Bedarfsmedikamente eingenommen werden sollen und ob ambulante Hilfen (Psychiater, Krisenbett, Suchtberatung, Krisenhaus, Selbsthilfegruppe etc.) aufgesucht werden müssen.

 

Eine klare und konfrontative Position des Bezugsbetreuers und anderer Therapeuten hilft Ihnen bei den Fortschritten zum abstinenten Leben. Gemeint ist eine Kombination von Akzeptanz und Konfrontation ohne falsche Toleranz.

Krisenintervention bei Angstpatienten und Posttraumatischem Belastungssyndrom (PTBS)

Bei Angststörungen und PTBS bestehen meistens sogenannte unbewusste Konflikte. Unser ganzes Leben hindurch stehen unsere Bedürfnisse, Wünsche und Erlebnisse oft im Widerspruch zueinander sowie zu gesellschaftlichen und elterlichen Verboten. Weil diese Konflikte oder Erlebnisse zu schmerzhaft und furchterregend sind, werden sie durch verschiedene Abwehrmechanismen aus unserem Bewusstsein ferngehalten und führen manchmal zu Ängsten, Phobien, PTBS und weiteren Symptomen. Unsere Wünsche und Befürchtungen haben einen nachhaltigen Einfluss auf unser Seelenleben. Danach sind die meisten unserer Handlungen davon bestimmt, durch den Versuch zwischen gegenwärtigen Erfahrungen und dynamischen unbewussten Anstrengungen zu vermitteln und konkurrierende Wünsche und Befürchtungen in Einklang zu bringen.

 

Wir versuchen mit Ihnen Ihre unbewussten Konflikte aufzudecken und transparent zu machen und klären, in welcher Weise Sie gegenwärtige Erfahrungen bestimmen und beeinflussen. Hier spielt das aktive Zuhören und das Verstehen bei der Bewältigung Ihrer Krise eine wesentliche Rolle. Der Versuch des „Verstehen wollen“ ist dabei schon eine Intervention, da der Klient sich verstanden fühlt.

 

Krisen zu verstehen, erfolgt auf zwei Ebenen.

 

Das kognitive Verstehen:

Auf der kognitiven Ebene geht es uns vorrangig darum, den Krisenanlass und den Kontext zu verstehen. Krisenanlässe und –auslöser können sehr vielseitig sein. Was bei dem einen eine Krise auslöst, wird von dem anderen als unbedeutend empfunden. Manche Fälle rufen durch einen aktuellen Anlass eine alte Kränkung, Traumatisierung oder Verletzung hervor. Deswegen braucht der Bezugsbetreuer Informationen über die Biografie des Klienten (Biografiearbeit), um die Krise umfassend zu verstehen.

 

Das emotionale Verstehen:

Unsere Instrumente des emotionalen Verstehens sind Empathie und unsere Intuition in der Beratungssituation Ihrer Krise. Hierfür sind wir offen und bereit, auf unsere eigenen Reaktionen zu achten sowie eigene Reaktionen und Hypothesen zu hinterfragen. Der Prozess des emotionalen Verstehens findet in einem Wechselspiel zwischen der Wahrnehmung des Betroffenen und der unserer Selbstwahrnehmung statt. Zuerst werden der Gesamteindruck des Betroffenen und dann die eigene emotionale Reaktion darauf wahrgenommen, was eine wesentliche Voraussetzung für das Verständnis des Klienten ist.

 

 

Fallbeispiel

 

In unserer Betreuung gab es eine Klientin, die kaum in der Lage war, das Haus zu verlassen. Diese Klientin lebte in einer Wohngemeinschaft. Im Laufe der Betreuung stellte sich heraus, dass die Klientin eine sehr starke Rolle in der Wohngemeinschaft einnahm. Sie fühlte sich für alles verantwortlich und übernahm die Rolle der Fürsprecherin (WG – Mutter). Eine Problematik bestand nun darin, dass sie meinte, die Rolle des BeWo-Betreuers einzunehmen und über die anderen Mitbewohner bestimmen zu können. Eine andere Problematik bestand darin, alles kontrollieren zu müssen. Das ging über die Kontrolle des Herdes bis dahin, dass sie den Mitbewohnern vorschrieb, wann und wie sie das Haus zu verlassen haben. So verlangte Sie von ihren Mitbewohnern, sich an- und abzumelden, damit sie sich keine Sorgen machen musste.

 

Durch die Gespräche mit ihr stellte sich heraus, dass ihr Mann die Kinder vergewaltigt  und sie ihn dabei auf frischer Tat ertappt hat. Sie war auf der Stelle traumatisiert, rannte aus dem Haus, verlor für 20 Jahre die Sprache und war über Jahre in einer Klinik untergebracht, die Posttraumatische Belastungssyndrome und Angststörungen behandelt hat. Nach der Entlassung kam sie in das Betreute Wohnen, wo sie zu ihrer Sprache zurückfand und nach und nach selbstsicherer wurde.

 

Die Krisen der Klientin gestalteten sich so, dass sie beim Verlassen des Hauses Angst- und Panikattacken erlitt. Außerdem entwickelte sie im Vorfeld eines Außentermins Angst vor der Angst. Die Betreuer brachten ihr verschiedene Bewältigungsstrategien bei:

 

  1. Angst wegatmen
  2. Angst wegzählen
  3. Affirmation betreiben (Selbstsuggestion: „Ich merke, dass ich ruhiger werde“)
  4. Alltagshygiene (Selbstfürsorge) und
  5. Seelenhygiene achten
  6. Meditationstechniken anwenden

 

 

Ausschlaggebender für den Erfolg ihrer Krisenbewältigung war allerdings das ihr gegenüber aufgebrachte Verständnis. Durch den Umgang mit ihr erfuhren wir immer mehr über ihre Krankheitsbiografie. So waren wir in der Lage, sie kognitiv und emotional zu verstehen, also ihr Handeln zu begreifen.

 

Stellten sich anfangs bei den BeWo-Betreuern Gegenübertragungen ein (Unverständnis dafür, wie sie über die Mitbewohner bestimmt, verbunden mit Ärger und dem Impuls, dies direkt zu regulieren), konnte wir mit der Zeit durch unser kognitives Wissen und Verständnis die Dinge mit ihr aufarbeiten. Wir erkannten nun, dass die aufkommenden Ängste beim Verlassen des Hauses höchst wahrscheinlich dadurch entstanden, dass sie es nicht verarbeiten konnte, nicht in der Lage gewesen zu sein, ihre Kinder vor den Vergewaltigungen zu schützen. Dazu kam die eigene Schuldzuweisung, aus dem Haus gerannt zu sein, ohne ihren Kindern zu helfen.

 

Ihr Trauma hatte sich nun dahingehend manifestiert, dass sie immer, wenn sie das Haus verließ, nun das Gefühl hatte, die Situation nicht mehr unter Kontrolle zu haben, wodurch in ihr alte unbewusste Ängste hochkamen. Dadurch erwuchs unser Verständnis, dass sie ihre Mitbewohner nicht aus Boshaftigkeit kontrollieren, sondern Schaden im Vorfeld von ihnen abwenden wollte. Erst dadurch waren wir in der Lage, unsere Gegenübertragungsreaktion zu verstehen und mit der Klientin die Problematik aufzuarbeiten bzw. ihr adäquat in Krisen zur Seite zu stehen.  Wir reduzierten ihre Selbstvorwürfe und machten ihr verständlich, dass sie sich nicht für alles verantwortlich fühlen muss und Dinge abgeben kann. Damit nahmen wir ihr den zusätzlichen Druck und schafften Entlastung in ihren Krisen. Mit diesem Wissen konnten wir systemorientiert die Zusammenhänge aufdecken und ihre Ressourcen richtig mobilisieren. Eine Erklärung dieser Zusammenhänge erfolgte in ihren stabilen Phasen. So war auch sie in der Lage, die unbewussten (Wirk-)Mechanismen ihrer Psyche und ihre Auswirkungen der Angst zu verstehen. Außerdem kam sie so zu der Einsicht, dass es keine real existierende Bedrohung für ihre Angst gab, sondern der Auslöser in ihrem Unterbewusstsein lag.

 

Der systemische Ansatz liegt hier im aktiven Zuhören und dem Stellen offener Fragen. Die Hypothesen, die wir daraus entwickeln, werden überprüft, indem wir Sie um Zustimmung bzw. Infragestellung unserer Hypothesen bitten. In diesem Prozess geben wir unser Wissen und Informationen zu Krisen, Krankheiten und psychosozialen Prozessen an die Betroffene weiter, wodurch sie die Möglichkeit hat, ihren Blick auf die eigene Situation zu erweitern.